Kennst du das? Du möchtest morgens aufstehen und nimmst ihn bereits wahr: Den ziehenden Schmerz, der an den Schultern oder der Wirbelsäule beginnt und sich bis in den unteren Teil deines Kopfes erstreckt. Schulter- und Nackenschmerzen sind ein häufiges Symptom unserer modernen Lebensweise.
Häufiges Sitzen und mangelnde Bewegung begünstigen Verkrampfungen. Hier liest Du, welche Ursachen Schulter-Nacken-Schmerzen haben, wie sie behandelt werden und wie Du ihnen langfristig vorbeugen kannst.
Welche Ursache haben Schulter-Nacken-Schmerzen?
In dem meisten Fällen führen Fehlbelastungen oder Überbeanspruchung zu Verspannungen im Halsbereich. Auch eine kalte oder zugige Umgebung sorgt dafür, dass sich die Muskulatur hier zusammenzieht. Schließlich können Schulter- und Nackenschmerzen als Folge von Unfällen und Verletzungen auftreten.
Die Beschwerden beschränken sich dabei in der Regel nicht allein auf den Nacken, sondern weiten sich auf die Schultern, den oberen Rücken und den Kopf aus. Dies liegt daran, dass in der Wirbelsäulengegend zahlreiche Nerven und Muskelgruppen liegen. Gemeinsam mit den Wirbelkörpern halten und bewegen sie den Kopf.
Stärkere Verspannungen können deshalb die Beweglichkeit des Kopfes und des Nackens einschränken. Versuchen Betroffene, den Kopf nach links oder rechts zu drehen, verspüren sie oft noch stärkere Beschwerden. Im schlimmsten Fall lösen Schulter-Nacken-Schmerzen Taubheitsgefühle in den Armen und Fingern aus und führen zu starken Kopfschmerzen.
Fehlhaltung und Schmerz – ein Teufelskreis
Leidest Du bereits eine gewisse Zeit lang ohne eine ersichtliche Ursache an Schulter- und Nackenschmerzen, kann es passieren, dass ein Arzt Dir idiopathische Schmerzen bestätigt. Das bedeutet, dass auch er die Ursache nicht konkret benennen kann. Diese Diagnose befriedigt insofern nicht, als dass Du für eine gezielte Behandlung die Ursache kennen musst.
Hast Du in der jüngeren Vergangenheit keine konkrete Verletzung erlitten, sind Deine Beschwerden oft auf eine Überspannung der Muskulatur und der Faszien zurückzuführen. Sie entsteht durch eine falsche Belastung und Fehlhaltung. Führst Du daraufhin monotone Bewegungen aus, verhärtet dies die Muskeln, die wiederum auf erneute Belastungen mit Schmerzen reagieren.
Leider sind monotone Bewegungen in der heutigen Zeit zur Norm geworden. Arbeitest Du in einem Büro, sieht Dein Alltag vermutlich so aus: Du stehst auf und setzt Dich in Dein Auto, mit dem Du zu Deinem Arbeitsplatz fährst. Dort angekommen lässt Du Dich in Deinen Schreibtischstuhl fallen, den Du für die nächsten Stunden nicht verlässt.
Hier verbleibst Du über einen ausgedehnten Zeitraum in der gleichen Haltung. Konzentrierst Du Dich auf Deine Arbeit, rückt Dein Kopf wie von selbst immer näher an den Bildschirm heran. Du sackst förmlich in Dich zusammen und Dein Kopf befindet sich nicht mehr über Deinem Oberkörper, sondern davor. Dies überstreckt die Nackenmuskulatur und belastet die Region auf Dauer stark.
In eine aufrechte Haltung begibst Du Dich nur für den kurzen Gang zur Kantine oder zur Kaffeemaschine. Nach neun Stunden fährst Du nach Hause, wo Du Dich halb sitzend, halb liegend auf der Couch ausstreckst.
Für Sport fehlt Dir die Zeit, Energie oder Lust. Hast Du nun noch Stress, verhärtet sich Dein Nacken umso mehr. Aufgrund Deiner Schulter- und Nackenschmerzen nimmst Du eine Schonhaltung ein und verzichtest auf unnötige Bewegungen. Die fehlende Bewegung verfestigt die Verspannungen – ein Teufelskreis entsteht.
Die Verhärtungen in Deinem Nacken fühlen sich nicht nur unangenehm an. Sie können auch auf Dauer die Wirbelkörper und das Gewebe der Bandscheiben schädigen.
Welche Risikofaktoren bestehen für Verspannungen im Nacken?
Schulter- und Nackenschmerzen können verschiedene Ursachen haben. Im Alltag gibt es aber gewisse Risikofaktoren, die die Beschwerden hervorrufen oder verstärken können:
- Langes und häufiges Sitzen
- Wenig und monotone Bewegung
- Eine schwache Muskulatur
- Stress und Anspannung
- Fehlhaltungen und Überlastungen der Wirbelsäule
- Falsche, einseitige Bewegungen
- Eine kalte und zugige Umgebung
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Wie werden Schulter-Nacken-Schmerzen behandelt?
Der Behandlungsansatz richtet sich nach der Ursache der Schmerzen. Erhalte einen Überblick über die verschiedenen Arten von Schmerzen.
Verspannungen im Nacken
Hast Du Nacken- und Schulterschmerzen, die auf Verspannungen zurückzuführen sind, bedürfen sie im Regelfall gar keiner Therapie. Sie verschwinden nach einigen Tagen bis Wochen von alleine. Den Prozess beschleunigst Du, indem Du die betroffenen Stellen wärmst. Schränken Dich die Schmerzen in Deinem Alltag ein, kannst Du über einen kurzen Zeitraum ein Schmerzmittel einnehmen.
Chronische und subakute Schmerzen
Leidest Du bereits länger als sechs Wochen an Schulter-Nacken-Schmerzen, spricht man von subakuten Schmerzen. Chronische Beschwerden hast Du, wenn sie mindestens drei Monate anhalten. In beiden Fällen verschreibt Dein Arzt Dir regelmäßig Physiotherapie, damit Deine Muskeln gedehnt und gekräftigt werden.
Die Physiotherapie behandelt eine Vielzahl von Leiden mit aktiver Bewegung, die andernfalls im Alltag zu kurz kommt. Sie trainiert und stärkt den gesamten Bewegungsapparat und verbessert dadurch die Haltung des Betroffenen. So lindert sie nicht nur bestehende Leiden, sondern beugt Fehlhaltungen effektiv vor.
Stressbedingte Schulter- und Nackenschmerzen
In einer stressigen Lebensphase können schnell Verspannungen im Nacken auftreten, die auf ein Verkrampfen der Muskeln zurückzuführen sind. Dies verursacht Unwohlsein und Schmerzen, die wiederum Stress auslösen. Hier setzen Ärzte verschiedene Entspannungsverfahren oder meditative Bewegungstherapien ein.
Mit wechselnden Übungen zur Anspannung und Entspannung sollen sich Betroffene tiefenentspannen, wodurch dem Körper die Möglichkeit gegeben wird, sich selbst zu heilen. Reduzierst Du bewusst die Anspannung in Deinem Schulterbereich, lockerst Du die Muskulatur und begünstigst eine schnellere Heilung bestehender Verspannungen.
Die Erfolge des bewussten Entspannens können tatsächlich gemessen werden. Das sogenannte Biofeedback misst neben der Hauttemperatur auch den Spannungszustand in den Muskeln, wodurch Du Deine Fortschritte schwarz auf weiß mitverfolgen kannst.
Nicht nur akuter Stress, sondern auch tiefergehende Erkrankungen wie Depressionen verursachen Verspannungen im Nackenbereich. In dem Fall kann die Therapie mit der Verschreibung eines Antidepressivums kombiniert werden, um eine ganzheitliche Linderung von Symptomen und damit eine schnellere Heilung zu erwirken.
Schmerzhafte Muskelverspannung / “akuter Schiefhals”
Hast Du schmerzhafte Verspannungen, kann Dich ein Arzt chirotherapeutisch behandeln. In der sogenannten manuellen Medizin setzt er manipulierende und mobilisierende Techniken ein, die in der Halsgegend jedoch eher zurückhaltend angewendet werden.
Der Arzt muss vor dem Behandlungsbeginn in jedem Fall eine Reihe von Gegenanzeigen ausschließen. Konnte er keine Schädigungen der Halswirbelsäule feststellen, therapiert er zum Beispiel mit der sogenannten postisometrischen Relaxation. Dabei dehnt er die Muskeln im entspannten Zustand, worauf eine kurze Anspannung gegen einen Widerstand folgt. So werden die betroffenen Bereiche gezielt gelockert und aktiviert.
Instabilitäten und Verletzungen an der Halswirbelsäule
Hast Du zum Beispiel durch einen Unfall ein einfaches Schleudertrauma erlitten, hätte Dir früher ein Arzt eine Halskrause verschrieben. Sie wird auch als Zervikalstütze oder Cervicalorthese bezeichnet und dient der Ruhigstellung, der Stabilisierung oder der Mobilisierung der Halswirbelsäule.
Mittlerweile kommt die Stabilisierung nach einem einfachen Schleudertrauma quasi nicht mehr zum Einsatz, da sie inaktive Muskeln noch weiter schwächen kann. Stattdessen wird die Halswirbelsäule bei bestimmten Arten von Instabilität ruhiggestellt und stabilisiert.
Letztere Methode wird auch bei Entzündungen der Halswirbelsäule oder einzelner Wirbel genutzt. Eine Mobilisierung der Halswirbelsäule kann schließlich dann notwendig sein, wenn sie zum Beispiel aufgrund von stärkeren Distorsionen verletzt ist.
Verspannungen aufgrund von Durchblutungsstörungen
Kleinere Verspannungen im Nackenbereich löst der Körper oft von selbst. Werden die betroffenen Bereiche allerdings nicht richtig durchblutet, kann er sie nur langsam regenerieren. Physikalische Anwendungen wie Massagen oder Elektrotherapie (Strom- und Ultraschallbehandlungen) können in diesem Fall helfen.
Sie regen die Durchblutung und die Stoffwechselprozesse im Gewebe an und lockern die Muskeln. So werden Schulter- und Nackenschmerzen gelindert. Mangels verlässlicher Studien konnte der Erfolg dieser Therapiemethoden aber bisher nicht gänzlich nachgewiesen werden, weshalb Ärzte sie nur zurückhaltend einsetzen.
Wie kannst Du Nackenschmerzen vorbeugen?
Sind Deine Schulter- und Nackenschmerzen nicht auf Verletzungen oder Erkrankungen der Halswirbelsäule zurückzuführen, können Dir die folgenden Tipps dabei helfen, Verspannungen zu reduzieren und Beschwerden langfristig vorzubeugen.
- Achte auf Deine Haltung, während Du sitzt. Halte Deinen Rücken gerade und Deinen Kopf aufrecht. Nähert er sich dem Bildschirm, strecke Dich bewusst durch und bewege Deinen Kopf leicht hin und her, um Deinen Nacken zu lockern.
- Unterbrich langes Sitzen mit kurzen Bewegungseinheiten. Stehe auf, vertrete Dir die Beine und lockere Deinen Körper durch.
- Hast Du die Möglichkeit, kannst Du Dich während Deines Arbeitsalltags für wenige Minuten auf eine Sportmatte legen und den Kopf hin und her bewegen. Dies entlastet Deinen Körper und macht die Arbeit am Schreibtisch für ihn erträglicher.
- Finde eine Balance zwischen Ruhe und Bewegung. Hast Du bereits Schulter- und Nackenschmerzen, kann eine übertriebene Schonhaltung dazu führen, dass sich Verspannungen noch verfestigen. Leichte, vorsichtige Bewegungen lockern die Muskulatur und können die Beschwerden lindern.
- Akute Verspannungen kannst Du mit Wärme behandeln. Entsprechende Pflaster und Salben erhältst Du in der Apotheke. Vorher solltest Du allerdings ärztlich abklären lassen, ob Deine Symptome auf Entzündungen zurückzuführen sind. In dem Fall solltest Du auf Wärme an der Halswirbelsäule verzichten.
- Leichter gesagt, als getan, aber: Vermeide nach Möglichkeit Stress oder sorge für einen Ausgleich, der Dich entspannen lässt. Auch kleine Veränderungen können eine große Wirkung erzielen.
- Dehne und kräftige mit leichten Übungen Deine Muskulatur im Nackenbereich. Sie solltest Du fest in Deinen Alltag integrieren, um nicht nur bestehende Beschwerden zu reduzieren, sondern auch neuen Verspannungen vorzubeugen.
- Korrigiere unter der Anleitung eines Physiotherapeuten Deine Haltung und lerne, Dich rücken- und nackenfreundlich zu bewegen.
- Investiere in einen ergonomischen Schreibtischstuhl oder tausche Deinen Sitzplatz regelmäßig gegen einen Gymnastikball aus. Auf ihm hältst Du Dich automatisch aufrecht und läufst nicht Gefahr, unbewusst in Dir zusammenzusinken.
- Der Schlaf ist die Regenerationsphase des Körpers. Wähle ein Kissen und eine Matratze, die Deinen Nacken unterstützen. Im Bett verbringst Du schließlich fünf bis neun Stunden Deines Tages – sorge dafür, dass Dein Körper sich in dieser Zeit bestmöglich erholen kann.
- Halte Deinen Hals warm und trage an zugigen Orten einen Schal oder einen hoch geschlossenen Pullover.
Quellen
- Robert-Koch-Institut: Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 53: Rückenschmerzen
- Liebscher & Bracht: Schmerzlexikon: Nackenschmerzen
- Apotheken Umschau: Nackenschmerzen
- Helios Gesundheit: Nackenverspannungen
- Nationale Versorgungsleitlinien: Kreuzschmerz
- Gesundheitsinformationen.de: Chronische Schmerzen verstehen