Als neuer Vertreter auf dem Markt wirbt der fairchair mit Nachhaltigkeit im Herstellungs- und Lieferprozess. Kann der Stuhl sein Versprechen halten, hohe Ergonomie und Fairness zusammenzubringen? Wir haben den Bürostuhl auf Herz und Nieren getestet.
Welche Funktionen bietet der Bürostuhl fairchair?
Das bagm (Beratungsbüro für Arbeitsgestaltung & Gesundheitsmanagement) gibt 14 Merkmale an, die gegeben sein sollten, damit ein Bürostuhl die Bezeichnung “ergonomisch” verdient. Die Kriterien sind recht hoch gegriffen, aber wollen wir nicht das Beste für unsere Gesundheit? Wir prüfen die Merkmale mit denen des fairchair gegen.
Merkmale des fairchair im Überblick:
- gepolsterte, ergonomisch geformte Sitzfläche
- Höhenverstellung
- segmentierte Rückenlehne mit atmungsaktivem Netzstoff
- im Stuhl integrierte, höhenverstellbare Lumbalstütze
- Universalrollen für Teppich und harte Böden
- in vier Stufen verstellbare Synchronmechanik, in Nullposition arretierbar
- Gegendruck der Rückenlehne einstellbar
- verstellbare Armlehnen in Höhe und Breite (2D)
- Sitztiefenverstellung
- bei 23 kg Gewicht belastbar bis 120 kg
Der fairchair Bürostuhl erfüllt mit kleineren Abzügen in der Kür fast alle ergonomischen Merkmale. Was anhand der Testkriterien fehlt, ist eine Tiefenverstellung der Armlehnen und eine Sitztiefenfederung, weshalb er für seinen mittleren bis hohen Preis angemessene Ergonomie herausholt. Der getestete Stuhl kommt auf 12 von 14 Punkten.
fairchair Test-Ergebnis im Überblick
Hier siehst du die Bewertungen im schnellen Überblick. Erfahre durch Klick im Detail, wie der fairchair Bürostuhl in den einzelnen Testkategorien abgeschnitten hat. Im Klammern ist der Anteil an der Bewertung angegeben.
Look (15%)
Verarbeitung (20%)
Ergonomie & Komfort (50%)
Garantie & Service (15%)
GESAMT: 4.25/5
Der fairchair Bürostuhl im Test
In der täglichen Arbeit sitze ich auf einem Aeron Remastered von Herman Miller. Dieser gilt als einer der besten Bürostühle auf dem Markt, ein gutes Vergleichsprodukt für unseren Test! Wie kann sich der halb so teure fairchair schlagen? Erfahre es in der Review.
Zeitersparnis durch bereits aufgebauten Bürostuhl
Der Bürostuhl wird als “chair in a box”, das heißt vollständig aufgebaut geliefert. Der Vorteil daran ist natürlich, dass man sich mindestens eine halbe Stunde Aufbau, den man bei handelsüblichen Modellen einplanen muss, spart. Dafür muss man damit klarkommen, dass der Karton recht sperrig ist. Eine Banderole mit dem Aufdruck “100% recycled material” informiert, dass altes Verpackungsmaterial wiederverwendet wurde.
Eine Bedienungsanleitung liegt nicht bei. Dafür klebt am Karton und unter dem Stuhl ein scannbarer QR-Code, die zu einer PDF-Bedienungsanleitung führen. Das ergibt für mich persönlich für das Gesamtkonzept des fairchair Sinn, da diese Heftchen sowieso wenig später im Müll landen.
Klassischer, eher unauffälliger Bürostuhl
Der Bürostuhl von fairchair hebt sich optisch nicht unbedingt von anderen Modellen in diesem großen Markt mit hunderten von Modellen ab. Nichtsdestotrotz wirkt das Design mit der hohen, oben abgerundeten Rückenlehne stimmig. Es gibt nette Details, wie die atmungsaktive Rückenlehne, die durch den ausgesparten Rahmen an der Rückseite eine Art “Kiemen-Look” erhält. Die rückseitige Ansicht wird leider von etwas zu viel Kunststoff dominiert. Als Highlight sehe ich das Aluminium-Fußkreuz, dass dem Modell einen edlen Touch verleiht.
Positiv fällt im Vergleich zu anderen Modellen eine recht platzsparende Bauweise auf, die mehr eckig als rund sowie mehr in die Höhe als in die Breite geht. In der Summe gliedert sich der fairchair sowohl im Home-Office als auch im Büro unauffällig, aber ansprechend in alle Arbeitsplätze ein.
Angenehmes Sitzgefühl mit sinnvoll nutzbaren Funktionen
Auf dem fairchair sitzt man generell bequem und aufrecht. Die Polsterung der Sitzfläche scheint an sich nicht besonders voluminös, steht aber in Sachen Komfort Modellen mit dickem Sitzpolster in nichts nach. Die Sitzfläche ist mit einer atmungsaktiven, robusten Stoffart (Camira Quest) bezogen. Der Clou daran: Diesem Stoff wird Plastik beigemischt, der aus den Ozeanen zurück in den Wertstoffkreislauf geführt wurde. So kommen angeblich 30 kleine Flaschen zusammen.
Mittels eines praktisch designten Druckhebels auf der rechten Unterseite wird die Höhenverstellung bedient. Wenn dieser Hebel nun nach innen gedrückt wird, lässt sich gleichzeitig die Synchronmechanik bedienen und der Stuhl lehnt sich in vier einstellbaren Stufen zurück. Zieht man den Hebel in die äußerste Position, arretiert der Bürostuhl in der Nullposition. Ganz im Gegensatz zum Ergotopia Nextback, der es Nutzer:innen nicht erlaubt, sich an eine fixe Rückenlehne zu stützen.

Gleich daneben befindet sich der Knopf für die Verstellung der Sitztiefe. Die Einstellung erfordert während des Sitzens ein wenig Übung. Am besten geht es, wenn man sich gegen die Rückenlehne drückt und das Gesäß nach vorne schiebt. Die Funktion ist praktisch, wenn verschieden große Nutzer:innen auf dem Modell sitzen wollen. Generell habe ich keine Druckschmerzen an den Oberschenkeln wahrgenommen, selbst im voll ausgefahrenem Modus, da das Sitzpolster leicht nach unten abfällt.
Ganz genau wie der Ergotopia Nextback setzt der fairchair als ergonomisches Feature für aktives Sitzen auf eine Einstellung zur Feinjustierung des Gegendrucks der Rückenlehne. Recht ungewöhnlich ist dafür der Hebel, der sich nicht an der Seite sondern frontal am Korpus unter dem Sitz befindet. Diesen “Korkenzieher”-Hebel zieht man heraus und kurbelt nach rechts, um mehr Gegendruck zu bekommen. Trotz der ulkigen Bedienweise funktioniert das Feature einwandfrei und gibt ein gutes Feedback bei der Nutzung, umden optimalen Spannungsgrad zu finden, damit der Bürostuhl bei Bewegung mitgeht. Die vordere Lage sorgt dafür, dass auf der linken Seite keine weiteren Hrebel mehr nötig sind.
Armlehnen als Schwachstelle ausgemacht
Die Armlehnen lassen sich dank eines kleinen Knöpfchens unter der Auflagefläche problemlos in vielen kleinen Stufen hoch und runter verstellen. Die Breite der Armlehnen lässt sich durch zwei Hebel an den Verbundstellen am Korpus verstellen, sodass auch breitere Nutzer mit deutlich über 100 kg Platz finden können. Allerdings gibt es hier einen Komfort-Abzug, da sich Ungeübte durchaus mal klemmen können.
Was mir persönlich fehlt: Die Winkelverstellung; also 3D und nicht nur 2D. Dies ist eine kleine, aber überraschend wichtige ergonomische Ergänzung, um die Arme jederzeit optimal an Tastatur und Maus auszurichten. Auch die Auflagen könnten durch eine andere Zusammensetzung der Komponenten ein wenig weicher und schmeichelnder für die Arme sein. Als positiv hingegen sehe ich die hohe Stabilität der Armlehnen: Sie wackeln kein bisschen und man fühlt sich gut gestützt.
Bauweise fordert und fördert gesundes Sitzen
Es lässt sich im fairchair auch mal lümmeln, ohne an die perfekte Haltung zu denken. Aber im Allgemeinen erwirkt der Stuhl eine aufrechte, gesunde Haltung. Das liegt einfach daran, dass die Nullposition und die hohe Rückenlehne dafür sorgen, dass man kerzengerade sitzt. Das Gefühl wird durch die Vorwärtsneigung verstärkt, die sich aktiviert, wenn die Nutzer:in sich nach vorn beugt. Die Funktion aktiviert somit stärkt die Nutzung der Bauch- und Beckenmuskulatur.
Das Mesh-Netz der Rückenlehne verfügt über eine straffe Spannung und verspricht schwitzfreies Arbeiten im Sommer. Die Kombination aus Sitzpolster und Netzrücken scheint sich bei ergonomischen Bürostühlen durchgesetzt zu haben. Im Vergleich zu anderen Modellen hingegen, gibt es keinen festen Rahmen, was die Rückenlehne beim ersten Eindruck nicht so stabil wirken lässt.
Das hat allerdings seine Gründe: Die flexible Bauweise soll die Bewegung auf dem Stuhl fördern und die Nutzer:in nicht wie eine Porzellanfigur behandeln. Auch hier soll mehr Muskulatur aktiviert werden. In den ersten Tagen hatte ich mit leichten Rückenschmerzen im oberen Bereich zu kämpfen, da hier Muskulatur angesprochen wird, die sonst auf dem Aeron nicht arbeitet. An dieser Stelle sollten Sie sich im Klaren sein, dass Sie beim fairchair keinen Relaxsessel bekommen!
Aus dieser Haltung heraus findet sich am fairchair auch keine Kopfstütze, denn diese setzt voraus, dass die Nutzer:in immer fest an die Rücklehne geschmiegt ist und in dieser Haltung verharrt, um die Stützung zu erfahren. Im Test empfand ich in Ruhephasen die gepolsterte Oberteil der hohen Rücklehne als ausreichend komfortabel.
Unterstützt wird der Rücken durch eine Lordosenstütze, die fest in die Rückenlehne integriert ist und sich auch sitzend mit nur einer Hand bedienen lässt. Diese stützt im unteren Bereich gut. Verschiebe ich sie allerdings nach oben, übt sie Druck an völlig falscher Stelle aus, woraus ich schließe, dass der Bürostuhl durchaus auch für Nutzer im Größenbereich +1,90m geeignet ist. Am besten man findet die ideale Einstellung und belässt es dann dabei.
fairchair bringt Nachhaltigkeit als Kriterium ins Spiel
Der fairchair wurde vom TÜV Rheinland zertifiziert. Mit Sicherheit werden in Zukunft noch weitere Zertifizierungen hinzukommen. Die Marke gewährt eine großzügige Garantie auf den Bürostuhl: 5 Jahre auf die Polsterung und 10 Jahre auf alle anderen Bauteile. In dieser Zeit wird bei Problemen der Bürostuhl entweder ausgetauscht oder repariert. Das ist Indiz dafür, dass man von der Verarbeitung des Produktes überzeugt ist. Über den Kundenservice kann ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nichts sagen.

Kaufaspekte, mit dem die Marke selbst wirbt, sind faire Arbeitsbedingungen und Klimaneutralität. Letztere kannlaut eigener Aussage durch die Herstellung noch nicht vollständig erreicht werden, sodass sich fairchair derzeit noch durch Ausgleichszahlungen behilft. Was mich total überzeugt, ist der Fakt, dass der Stuhl vollständig in Deutschland produziert wird, was den CO2-Ausstoß massiv senken sollte und auch das Qualitätsbewusstsein der Marke unterstreicht. Aufgrund mangelnder Überprüfbarkeit werden Nachhaltigkeitsaspekte nicht in die Wertung mit aufgenommen.
Für wen eignet sich der fairchair Bürostuhl?
Der fairchair leistet für Menschen in einem Größenbereich zwischen ungefähr 1,65 m bis 1,90 m gute Dienste. Die Nutzungsdauer ist mit 8 Stunden angegeben, die ohne Ermüdungserscheinungen beim Sitzen realistisch sind. In der Summe lässt sich der fairchair im Büro und Home-Office, auch bei wechselnden Nutzern, egal ob Mann oder Frau problemlos einsetzen.
Mit 23 kg verfügt das Modell über genügend Stabilität, um Menschen bis 120 kg Platz zu bieten. Zu großen Teilen ist im fairchair hochwertiger Kunststoff verbaut, nur das Fußkreuz besteht aus recyceltem Aluminium. Besonders schwere Menschen oder große Zeitgenossen sollten daher auf Alternativen zurückgreifen.
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fairchair Bürostuhl: Test-Fazit
Der fairchair ist ein grundsolider Bürostuhl, der sich ergonomisch eher an aktivere Zeitgenossen richtet. Grund dafür sind die flexible, aber dennoch gut stützende Rückenlehne und die insgesamt etwas nach vorne gerichtete Grundstellung des Bürostuhls, die die Rückenmuskulatur stärker aktiviert. Aufgrund dieses Sitzkonzeptes findet sich am fairchair auch keine fest installierte Kopfstütze. Trotzdem kann man dank der hohen Rückenlehne auch mal etwas tiefer in den Stuhl hineinrutschen und entspannen. Leider fehlt es den Armlehnen an Komfort und für mich an wichtigen Funktionen, um immer ideal an Maus und Tastatur ausgerichtet zu sein.
Wer sich vor dem Bildschirmarbeitsplatz kaum bewegt, sollte sich eher an Kopfstützen-Stühle wie den Ergotopia Nextback orientieren. Qualitativ und ergonomisch sehe ich beiden Bürostühle auf einer Stufe.
fairchair Test-Ergebnis im Überblick
Hier siehst du die Bewertungen im schnellen Überblick. Erfahre durch Klick im Detail, wie der fairchair Bürostuhl in den einzelnen Testkategorien abgeschnitten hat. Im Klammern ist der Anteil an der Bewertung angegeben.
Look (15%)
Verarbeitung (20%)
Ergonomie & Komfort (50%)
Garantie & Service (15%)
GESAMT: 4.25/5
Kaufempfehlung! Es ist die Entscheidung der Konsument:innen, ob diese für Nachhaltigkeitsaspekte und faire Arbeit entweder finanziell oder aus Überzeugung in der Lage sind, einen Aufschlag für den fairchair zu zahlen. Nichtsdestotrotz hat das Label “made in Germany” hat schon immer Käufer:innen überzeugt etwas mehr auszugeben.
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